Die Interessengemeinschaft wurde im Sommer 2017 auf Initiative einiger Bürger der Stadt Kalkar mit dem Ziel gegründet, die Verlegung der STOLPERSTEINE in Kalkar zu beantragen und zu organisieren. Sie dient der Stadt als verlässlicher Ansprechpartner und ist offen für interessierte Bürgerinnen und Bürger. Alle Menschen, die das Vorhaben unterstützen wollen, sind hierzu herzlich eingeladen.

Gunter Demnig hat mit den Stolpersteinen eine besondere Form des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus entwickelt: Stolpersteine werden auf den Gehwegen vor Häusern verlegt, in denen Menschen ihren letzten frei gewählten Wohnsitz hatten, die vom NS-Regime verfolgt, gedemütigt oder ermordet wurden. Es handelt sich um polierte Messingplatten, in die die Namen und wesentlichen persönlichen Daten der betreffenden Personen eingraviert sind. Gedacht wird aller Opfer jener schrecklichen Zeit: der Juden, der Opfer von  sogenannter „Euthanasie“ und aller anderen Gruppen, die damals verfolgt wurden.

Das Für und Wider von Stolpersteinen ist bekannt: Es wird immer wieder angeführt, dass sich Frau Knobloch als ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden gegen diese Form des Gedenkens ausgesprochen hat, da die Stolpersteine auf dem Boden verlegt werden. Andererseits gibt es eine große Vielzahl von Befürwortern der Stolpersteinaktion – auch aus dem Kreis der betroffenen Gruppen – die Stolpersteine unbedingt für eine würdige Form des Gedenkens halten und deren Verlegung befürworten. Zu den Befürwortern von Stolpersteinen gehören z.B.: der Nachfolger Knoblochs im Amt und aktueller Vizepräsident des jüdischen Weltkongresses Dieter Graumann, sowie der derzeitige  Zentralratspräsident Josef Schuster, und viele mehr.

Die Begegnung mit Stolpersteinen und damit die Konfrontation mit dem Schicksal der Opfer erfolgt unvermittelt und geschieht im Alltag. Der Effekt, den die Wahrnehmung dieser Stolpersteine ausübt, ist immer wieder überraschend: Für einen Moment nimmt man wahr, was damals geschehen ist: dass hier Bürger gelebt und gearbeitet haben und deren Kinder auf der Straße gespielt haben, die allesamt verfolgt und vertrieben wurden, und von denen die meisten irgendwann in Viehwaggons abtransportiert wurden, um in den Vernichtungslagern der Nazis vergast oder erschossen zu werden.

Birkenau, Polen – Eine Frau mit Kindern, als nicht „arbeitsfähig“ erachtet, gehen ohne es zu wissen zur Gaskammer Nr. 4 (Bild aus dem Auschwitz-Album).

Stolpersteine funktionieren! Die Begegnung mit ihnen ist subtil und unspektakulär. Sie drängen sich nicht auf, aber sie schaffen Bewusstsein für das, was geschehen ist; auch in unserer Stadt – in den Nachbarschaften, mitten unter uns.

Gerade in der heutigen Zeit, in der es anscheinend wieder möglich geworden ist, die Schrecken der NS-Zeit zu relativieren und extrem rechte Gesinnung es bis in die Parlamente auf allen Ebenen geschafft hat, ist es wichtiger denn je, der Opfer zu gedenken und dem Schrecken zu begegnen.

Von uns angesprochene Schulen haben Interesse bekundet, die Verlegung von Stolpersteinen zum Anlass zu nehmen, in den einschlägigen Fächern hierzu mit den Schülern zu arbeiten und so den Bezug jener Zeit zu ihrem unmittelbaren Umfeld heute herzustellen. So lässt sich Geschichte als tatsächlich Geschehenes in ihrer unmittelbaren Umgebung deutlich besser erfahren als nur durch die Lektüre von Geschichtsbüchern.

Die besondere Wirkung, die von den Stolpersteinen ausgeht ist es, die zu einer überragenden Akzeptanz geführt hat: Mittlerweile sind über 90.000 Stolpersteine (Mai 2022)  in über 2000 Orten in Europa verlegt worden. In Kalkar hatte man lange gezögert. Gut, dass man nun denen, die sich dieser Bewegung des Gedenkens anschließen wollen, dies ermöglicht hat.